Chronik des GZV REBSTOCK
1912
im Jahre 1912, vor nunmehr 75 Jahren, fanden sich Frankfurter Bürger aus dem Stadtteil Gallus zusammen und gründeten auf unserem heutigen Farmgelände den Geflügel - und Kaninchenzuchtverein Westend.
Das Rebstockgelände vor den Toren Frankfurts hatte um diese Zeit noch landwirtschaftlichen Charakter, mit dem Beginn der Ansiedlung von Industrie, insbesondere in der Kleyerstrasse, suchten die dort Beschäftigten neben der Wohnung auch eine Möglichkeit zur Aufbesserung der Haushaltskasse. So wurde Ausschau gehalten nach der Pachtung von Grabland mit der Möglichkeit Kleintiere zu halten. Auf unserem Vereinsgelände hatte die Suche eine Ende. Ein Verein wurde gegründet mit dem Zweck, den Unterpächtern Parzellen zur Verfügung zu stellen. Dabei wurde die gärtnerische Nutzung zu einem Drittel der Parzelle beschlossen und die Anpflanzungen u.a. von Obstbäumen begonnen.
1914
dieser Aufbau wurde durch den 1. Weltkrieg von 1914 bis 1918 unterbrochen:
1919
erst im ersten Nachkriegsjahr funktionierte das Vereinswesen wieder soweit, dass die Mitglieder beschlossen den Verein in das Vereinsregister eintragen zu lassen. Eine neue Satzung wurde erstellt und der Verein am 6.09.1919 eingetragen.
Im Laufe der folgenden Jahre nahm die Aktivität des Vereins sprunghaft zu, was zum größten Teil wohl auch an den schlechten Kriegs und Nachkriegsjahren lag:
1921
im Jahre 1921 konnte der Verein seinen höchsten "aktiven Mitgliederstand" mit 248 Züchtern anzeigen. ebenfalls in diesem Jahr änderte der Verein seinen Namen in "Kleintierzuchtverein“.
1930
ausgelöst durch Streitigkeiten der Mitglieder untereinander über die Sauberkeit der Parzellen, sowie über einen "Ziegenbock" und die Belastung der Anlage, wurde auf der Jahreshauptversammlung im Jan. 1930 beschlossen, nur noch Geflügelzucht zu betreiben. Der Verein führt jetzt den Namen Geflügelzuchtverein Rebstock e.V. die auf dem Gelände ansässigen Brieftauben Züchter gründen einen eigenen Verein, der beim verband deutscher Brieftaubenzüchter unter der Vereinsnummer 0344; Klub der Brieftaubenfreunde "Flughafen" registriert wird. Durch den Bau der Schmidtstrasse wird das Vereinsgelände geteilt. Ebenso hart wird der Verein durch den Verlust des Geländes zum Bau des Güterbahnhofes (Ablaufberg) getroffen und Pächter-Mitglieder werden verringert.
Mit viel Liebe ziehen die Zuchtfreunde des Rebstocks ihre gefiederten Freunde. Auf den Ausstellungen stellten sie ihre Zuchterfolge unter Beweis. Trotz oder wegen der wirtschaftlichen Schwierigkeiten bleiben die Parzellen auch weiterhin besetzt.
1932
Im Jahre 1932 war die Hälfte der Mitglieder arbeitslos. In der Versammlung wurde diskutiert, ob aus diesem Grunde das Ringgeld nicht um ein oder zwei Pfennige gesenkt werden könne. Die Mitglieder waren gehalten Bestandslisten zu führen. Die Obrigkeit (Reichsregierung) kümmerte sich ansonsten nicht um das Geschehen in den Vereinen.
Dies änderte sich mit der Machtergreifung durch die NSDAP im Januar 1933.
Die Vergangenheit lässt sich besser bewältigen und verstehen wenn man die Jahre nicht totschweigt:
1933
Im Herbst 1933 kam das Gleichschaltungsgesetz, die Gründung einer Reichsfachgruppe "RDKL" .
Der Gaufachschaftsführer gleich Kreisvorsitzender ernennt nun den
1. Vorsitzenden gleich Vereinsführer.
1935
Brieftaubenschläge werden der SA zugeteilt. Einige Mitglieder gehen in den SA Nachrichten Sturm. Andere versuchen sich aus Allem rauszuhalten. Die Reichsfachgruppe wünscht als Vorstände nur noch Parteimitglieder.
1936
Das Rebstockgelände als Flughafen verliert durch die Eröffnung des Flughafens "Rhein-Main" an Bedeutung. 10 000 Brieftauben starten bei der Einweihung,
1937
Die Freiheit wird weiter eingeschränkt!
Die Vereine erhalten eine Einheitssatzung. Mitglieder können nur noch Arier sein. Bei den Hühnern werden die sogenannten Wirtschaftsrassen gefordert. Durch die Schaffung eines Leistungshofes haben die Mitglieder die Möglichkeit ihre Tiere prüfen zu lassen. Auf den nachfolgenden Ausstellungen machen sich Züchter mit "Italienern und Rheinländern" einen Namen. Alle Schauen und Leistungen aufzuführen würde Seiten füllen.
1938
Die Ausstellungs - Geflügelzüchter erhalten Futterscheine.
1939
Der Anfang vom Ende!
Mitglieder werden zu den Waffen gerufen!
Neben der Familie, den Kindern und dem Haushalt, versorgen nun die Frauen die Tiere auf der Anlage. Mit dem zunehmenden Luftkrieg muss des Öfteren nachts Wache gehalten werden: "Brandgefahr"! trotzdem noch bis 1943 Ausstellungstätigkeit.
1944
Am 22 März 1944 wird die Anlage durch einen Luftangriff völlig zerstört.
1945
Zusammenbruch!
Mit Trümmersteinen und gebrauchtem Material wird der Wiederaufbau versucht.
1946
Im Einverständnis der Militärregierung beginnt das Vereinsleben wieder.
In den 50 er und 60er Jahren führt der Verein alljährlich seine Lokalschau am Erntedanksonntag durch. Für alle Züchter ist es Pflicht, sich an der Kreisschau aktiv zu beteiligen, d.h. auszustellen. Mehrfach wird die Kreismeisterschaft bei Hühnern errungen. Darüber hinaus stellen Züchter des GZV Rebstocks auf Landesverbandsschauen und Sonderschauen ihre Tiere mit wechselten Erfolg aus.
1970
Die erste Frau wird als aktives Mitglied aufgenommen. Fredericke Räder wird in den folgenden Jahren die Geschicke des Vereins auf unterschiedlichsten Positionen im Vorstand mitbestimmen.
1972
Ohne fremde Hilfe mit eigenen Mitteln wird ein Vereinsheim erstellt. Im Anschluss hieran eine Ausstellungshalle für die Tiere, damit man nicht mehr auf die Witterung angewiesen ist. Hier sei all denen die im freiwilligen Einsatz geholfen haben dieses Objekt zu erstellen ein Dankeschön gesagt.
Das Vereinsleben ansonsten blüht und gedeiht, durch die Pflege der Gemeinschaft, züchterische Vereinsarbeit, Fachvorträgen, Erfahrungsaustausch, Ausflüge und Vereinsfeste.
Da die Tierhaltung am Haus durch den steigenden Wohlstand der Bevölkerung oft auf Schwierigkeiten stößt - das Gurren der Tauben wird als Störung empfunden, man denke an den morgendlichen Hahnenschrei und den Streit mit den Nachbarn - wollen die Hausbesitzer keine Tierhaltungen mehr.
Dabei wollen die Züchter den Frieden. Das Symbol das von aber-tausenden von Züchtern getragen wird ist die Taube das Zeichen des Friedens. Alle die gleichen Herzens sind, sind in einer idealen Weise vereint - Menschen aller Rassen und Gesellschaftsformen. Voller Hochachtung stehen wir vor dem Züchter. Hier ist die Erfüllung der Feierabendstunden, in der Liebe zum Tier, im Dienste für die Jugend, erfüllen wir eine gesellschaftspolitische Aufgabe.
Wir setzen unseren Stolz darein auch in Zukunft Tiere zu züchten, die schön und leistungsstark sind.
1987
Der Verein feiert sein 75 jähriges Bestehen und ist putz munter.
Die züchterischen Bemühungen erreichen einen Höchststand. Zuchtfreund Albrecht ist 1. Vorsitzender im Sonderverein der Barnevelder .
Zuchtfreund Räder ist Preisrichter. Diese Kompetenz schlägt sich in den Ausstellungserfolgen der Mitglieder nieder. Der GZV Rebstock ist Ausrichter und aktiver Helfer bei den Zwerghuhn – Schauen.
1989
Im Jahr 1989, noch vor der Wende, wurden die ersten Kontakte durch den Vereinsring Gallus e.V. nach Leipzig aufgenommen. Zu dieser Zeit bestand der " VKSK ", Verband der Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter (Gründung 1959 ).
Der Rassegeflügelverein Leipzig-Knauthain gehörten als Geflügelzüchter in 3 Sparten dem VKSK an.
1990
Nach der Wende 1990 wurde die Partnerschaft der Städte Frankfurt-Leipzig besiegelt.
Um diese Partnerschaft mit leben zu erfüllen suchte man nach Gleichgesinnten im Hobby, der Freizeitgestaltung. Kleingärtner, Kleintierzüchter, Geflügelzüchter.
Da der GZV Rebstock der einzige Verein im Ostbezirk 1 war und ist, kam ein Treffen mit dem Geflügelzüchterverein von 1893 Leipzig-Knauthain und Umgebung e.V. zustande. Hieraus entwickelte sich eine Freundschaft und Partnerschaft. Besuche, Ausstellungen der Tiere. Schlachtfest bei den Siedlern u.s.w.
1992
Der GZV Rebstock e.V. handelt erstmals seit 80 Jahren einen 10 jährigen Mietvertrag mit der Stadt der Stadt Frankfurt aus. Vorher war das Mietverhältnis auf ein Jahr beschränkt.
1993
Auf Einladung des Stadtverbandes Leipzig der Kleingärtner e.V. wurden Vertreter des Frankfurter Vereinsring Gallus vom 15. bis 17.06.1993 nach Leipzig zu einer freundschaftlichen Begegnung mit Leipzigs Kleingärtnern und Züchtern eingeladen. Höhepunkt des Aufenthaltsprogramms war ein Treffen mit Vertretern Leipziger Stadtteile. Erfahrungsaustausch, Fragen der Vereinstätigkeit des Zusammenlebens im Verein und in der Gemeinschaft. Wie leben die Vereine?
Der Umstand, dass an diesem Treffen Hessens Kultusminister Hartmut Holzapfel teilnahm zeigte die Bedeutung des Treffens.
Ein reges Vereinsleben ist nicht nur sinnvolle Freizeitbetätigung , sondern hat u.a. auch wichtige gesellschaftliche und kommunalpolitische Bedeutung.
der GVZ Rebstock wurde durch den damaligen 1. Vorsitzenden Walter Motzigemba vertreten der u.a. eine freundschaftliche Verbindung zum 1. Vorsitzenden Lothar Weilepp hat.
Auf der Vereinsebene entwickelten sich persönliche Freundschaften, durch gegenseitige Besuche auch der Familien z.B. Familie Nieß mit Familie Koch.
Hier steht das "wir" der Geflügelzüchter im Vordergrund in einer Zeit der Ich-Bezogenheit.
Freundschaft, Partnerschaft ist keine Einbahnstraße ; Sie möge leben ,blühen und gedeihen.
1994
Das Gelände wird ein weiteres Mal von Bautätigkeiten bedroht. Eine Baustraße ist durch den östlichen Teil des Vereins geplant, um einen Zugang zum Baugebiet "In die Gäu" zu haben. Durch ein massives, engagiertes Auftreten der Mitglieder im Rahmen einer Bürgerversammlung wird dieser Antrag abgeschmettert.
1996
Seit Jahren produziert der Verein sein eigenes Stöffche - Moog's Äppler.
Das erste Äpplerfest findet im Januar 96 zusammen mit der weltweit
1. Sultanhuhnschau statt.
2001
Das Dach der Ausstellungshalle wird in gemeinsamer Arbeit erneuert.
2002
Der Verein wird 90 Jahre und erfreut sich bester Gesundheit. ( Die braucht er auch, um sich gegenüber den schier übermächtigen Olympia Interessen der Stadt Frankfurt zu behaupten.)
2012
Der Verein wird 100 Jahre und die schier übermächtigen Olympia Interessen der Stadt Frankfurt konnten keinen Einzug halten. Es sind alle Zuchtparzellen auf dem Vereinsgelände besetzt und es wird fleissig gezüchtet und versucht, Rassehühner und Rassetauben gemäß dem Standard zu züchten und auf Schauen auszustellen.
Eine erfolgreiche 100 Jahrfeier sowie die Lokalschau wurden im Jahr 2012 durchgeführt.
Der Verein ist sehr traurig darüber, seinen damaligen 1.Vorsitzenden und derzeit aktuellen Zuchtwart Herrn Günter Ladmann zu verlieren. Gerne hätte der Verein Günter Ladmann gerade zur 100 Jahrfeier unter sich gehabt. Der Verein gedenkt Herrn Günter Ladmann mit einer kleinen Sonderschau zur 100 Jahrfeier.
Der Verein ist stolz, seit 100 Jahren ein fester Bestandteil in der Geflügelzucht zu sein und er ist stolz auf sein Vereinsgelände. Auf die nächsten 100 Jahre
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Frankfurt am Main im September 2012